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Spitzensport und BM

Anja von Allmen, 20, ist Zeichnerin EFZ (Fachrichtung Architektur), Spitzensportlerin und hat gerade die Berufsmaturität am Bildungszentrum für Technik in Frauenfeld erfolgreich abgeschlossen. Durch den Ferienpass ist sie zum Unihockey gekommen und erfolgreich dabeigeblieben, zuerst im Dorfclub im Berner Oberland bis hinauf in die Nationalliga A und die U19-Nationalmannschaft. Während der vergangenen Saison spielte Anja von Allmen im NLA-Club Red Ants (Winterthur). Kurz vor den Berufsmaturitätsprüfungen sprachen wir mit Anja von Allmen über die Herausforderung, Spitzensport und Schule unter einen Hut zu bringen.

Was hat Sie dazu bewogen, nach der Lehre die Vollzeit-BM anzuhängen?
Ich möchte einerseits nachher Architektur studieren, dazu brauche ich die BM. Andererseits wollte ich auch die Erfahrung machen, wieder einmal ein Jahr Vollzeit zur Schule zu gehen. 

Was sind die grössten Herausforderungen, Leistungssport mit der Vollzeit-BM zu vereinbaren?
Die grösste Herausforderung ist das Zeitmanagement. Einerseits wegen der Absenzen-Regeln der Schule, da ich viel wegen Turnieren fehle, aber da kommt mir das BZTF auch entgegen. 
Dazu ist es schwierig, am Morgen zu trainieren. Das wäre eigentlich die beste Trainingszeit für mich. Für den Donnerstagmorgen hat es dank dem Entgegenkommen meiner Mathematiklehrerin aber geklappt. So konnte ich am Morgen trainieren und danach hat sie mir jeweils nach der Schule alles erklärt, was ich verpasst hatte. Das hat mir persönlich viel geholfen. 
Ein weiterer Punkt ist die fehlende Übungszeit für den Schulstoff. Das Verständnis für die einzelnen Themen ist oft da, wegen der Trainings fehlt mir aber die Zeit zum Üben. 

Wie planen Sie Ihre Schulwochen beziehungsweise die Trainings?
Vieles ist fix vorgebeben, so beispielsweise der Stundenplan, die Teamtrainings oder die Spiele. Bei einem Heimspiel liegt der zeitliche Aufwand bei etwa 4 Stunden, bei Auswärtsspielen kommen bis zu zwei Mal zweieinhalb Stunden Fahrzeit dazu. Ich bin froh, wenn die Prüfungen früh eingetragen werden, so dass ich die Lernzeiten dazwischen einteilen kann. 
Wichtig für die Leistung sind zudem Regenerationszeiten. Das können Lesezeiten sein, etwas Handwerkliches fertigen, Massagen oder einfach nur Schlafen.

Welche alltäglichen Herausforderungen kommen zusätzlich dazu?
Der frühe Schulstart! 7.30 Uhr ist extrem früh, wenn man bis 22 Uhr Training hat, dann erst nach Hause fährt. Aus sportlicher Sicht wären dann noch 8 Stunden Schlaf ideal. Das klappt aber nicht immer. Dann gibt es auch Zwischenzeiten zwischen Schule und Trainings, die nicht immer optimal genutzt werden können. 

Gibt es auch positive Wechselwirkungen zwischen Leistungssport und Schule? Wenn ja, welche?
Ja, definitiv. Man kann den Fokus ändern, abschalten und macht nicht den ganzen Tag dasselbe. Die Erfahrungen im Profisport helfen auch in der Schule. Es ist eine gute mentale Vorbereitung und verändert den Blick auf vieles. 

Welches sind Ihre Ziele nach der BM? 
Ich möchte gerne Architektur studieren. Ob ich das Vollzeit oder Teilzeit mache, ist aber noch offen. Aber vorher möchte ich ein Zwischenjahr auf der Baustelle einlegen mit verschiedenen Praktika. Zum Beispiel beim Maurer, Zimmermann und anderen Handwerkern. 
Dann möchte ich natürlich gerne den Sprung in die A-Nationalmannschaft schaffen. Dazu brauche ich gute Leistungen in den Trainings und Spielen, dazu muss ich physisch in Topform sein. Nach der BM kehre ich zurück nach Bern und spiele wieder in der NLA bei Unihockey Berner Oberland. 

Jetzt stehen Sie kurz vor den Maturaprüfungen. Wie meistern Sie diese Zeit?
Wir sind glücklicherweise in der Zwischensaison, so fallen die Spiele weg. Aber es bleiben sechs Trainings die Woche, die aber glücklicherweise sehr kurz sind. Die Wochenenden sind aber doch meist mit Sponsorenanlässen, Kick-Off-Trainings oder Trainingslager zugemauert. Da kommen die Pfingstferien zum Lernen sehr gelegen. 

Welche Empfehlung können Sie Interessierten abgeben, die eine BM absolvieren möchten?
Die Vollzeit-BM empfiehlt sich, da man sich voll auf Schule und Sport konzentrieren kann und mit dem Beruf nicht noch eine weitere Baustelle hat. Wichtig ist, mit den Leuten zu sprechen. So kann man vieles anpassen.  
Es war beispielsweise hilfreich, dass ich den Fitnessraum der Schule nutzen konnte. Das ist gut für meine Planung, denn so kann ich über den Mittag trainieren. Oder dass ich wie vorhin gesagt den Donnerstagmorgen dank meiner Mathelehrerin fürs Morgentraining nutzen konnte.
Generell ist die BM etwas Cooles. Sie öffnet mit dem guten Allgemeinwissen viele Wege auf dem zukünftigen Arbeitsmarkt oder natürlich fürs Studium. 

Würden Sie die BM nochmals in Angriff nehmen?
Ja, ich habe ja mit dem Studium ein klares Ziel. Wenn ich nicht studieren und auf dem Beruf bleiben wollte, bin ich nicht sicher, da es auch andere Möglichkeiten gibt. Aber ja, ich würde es nochmals machen.

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg!

Interview: Jeanine Ripoll